Montag, 4. Juni 2007

Prestige fürs Leben

Wie ich meine Schulzeit verdamme:
Französische Revolution – 1789 bis 99;
physikalische Stromrichtung – die Bewegungsrichtung der Ladungsträger (Elektronen) vom negativen zum positiven Pol;
Direktmandat – Kandidat, der innerhalb seines Wahlkreises die relative Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt;
Satz des Pythagoras – a² + b² = c².

Gestern habe ich versucht eine Waschmaschine anzuschließen. Das Problem war nur, die alte hing noch am Wasserhahn. Und der war aufgedreht. Ging auch nicht zu zudrehen. Kaputt! Naja, denk ich mir, müssen wir halt schnell machen. Im Kopf wird die Szenerie schon durchgespielt, wie bei Juwelendieben, die ihren Coup planen. Oder Magier, die einen Zaubertrick vorbereiten. Ich denke an „The Prestige“, den Nolan-Film mit den konkurrierenden Zauberkünstlern um das Credo einer guten Illusion. „Zu Beginn steht das Versprechen, etwas Seltenes und nie Dagewesenes zu sehen. Dann folgt die Wendung, die aus etwas Gewöhnlichem etwas Außergewöhnliches macht. Und schließlich kommt das Prestige, das die verblüffende Auflösung bringt.“

Jeder Handgriff muss und wird sitzen – mein Mitbewohner setzt vorsorglich seine Schwimmbrille auf (das Versprechen). Das Gewinde wird rechtsherum aufgedreht, es wird schon etwas spritzen, dann wird der Schlauch abgezogen und das Wasser wird aus dem Hahn schießen. Der neue Schlauch wird angesetzt und es wird heftig spritzen (die Wendung) und dann, ehe man sich versieht, ist der neue Schlauch mit dem Hahn verschraubt und fertig ist die Laube (the fucking Prestige).

Soweit zum Plan. Eventuelle Fehler im Ablauf sind einkalkuliert: wir haben zwei Eimer parat, Gummihandschuhe an und ordentlich Platz zum Arbeiten geschaffen.
Der Countdown läuft. Das Publikum ist gespannt. Drei, Zwei, Eins und Los!

…was soll ich sagen. Wir waren gut. Die Planung war tiptop. Doch die Gesetze der Haustechnik sollten vor einer solch bescheuerten Aktion besser studiert werden. Wer schon mal versucht hat unter Druck Schläuche am Wasserhahn zu wechseln, wird wissen, das wahre Prestige ist den Hauptwasserhahn im Haus zu finden und erfolgreich zu zudrehen bevor die Einrichtung aus dem Badezimmer geschwemmt wird. Das macht was her. Da klatschen die Mitbewohner. Alles andere ist höchstens gut gemeint.

Einwohner Bundesrepublik Deutschland­­­­ – etwa 82,4 Millionen;
forget, forgot, forgotten;
Plumbum (Pb) – Blei, Ordnungszahl 82;
Ottawa – Hauptstadt von Kanada.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...und den erwähnenswerten Zwischenteil der Geschichte lässt Du aus? Waren da nicht noch Mitbewohnerinnen, die tatkräftig Zange, Eimer, Handtücher brachten und sich abwechslungweise zuriefen:"was machst Du grad?"-"ich versuch den Notdienst zu erreichen, beim Hausmeister meldet sich niemand!", oder "ich suche den verd.. Hahn", aus einer anderen Ecke: "wir brauchen mehr Handtücher!"
Zwischendurch lockert herzhaftes Lachen der Dunkelhaarigen die verzweifelte Stimmung auf.
Nun gut, vielleicht gehört der Zwischenteil nicht zur Prestige-Taktik...

Anonym hat gesagt…

Nice,
Danke fuer die noetige weibliche Note zu der gescheiterte-Cowboys Geschichte.

Anonym hat gesagt…

...junge du hast talent! ...ich stell mir dazu vor, dass junge menschen bevorzugt in dachgeschossen wohnen und damit besagter haupthahn in nahezu unerreichbare ferne rückt...also schnelle entscheidungen und noch einige eimer mehr bzw. einigermaßen dichte fußboden-/deckengewölbe und/oder gut wischbare wohnungen/treppenhäuser zur hand waren...ach so ein spaß...
bei herrn nolan schwappt ja gelegentlich auch einiges an wasser über die bühne (und gehen ganz andre dinge schief...)
und: keine photos?? schade!! für solche fälle lohnt sich neben der bestellung des hausmeister-notdienstes immer auch ein photograph...

Anonym hat gesagt…

das gehört aber eindeutig zu den Dingen die man einmal - und tatsächlich dann nur einmal - gemacht haben muß...